LWL Landeshaus Münster:
Rekonstruktion historischer Stahlfenster

Als bauliches Erbe einer abgeschlossenen Epoche rücken Bauwerke der 1950er- Jahre zunehmend ins Blickfeld der Denkmalpflege. So auch das Landeshaus Westfalen-Lippe in Münster – es wurde 2010 in die Denkmalliste eingetragen. Ziel der Rekonstruktion der originalen Befensterung aus den 1950er-Jahren war es, das schlichte Erscheinungsbild des Gebäudes wiederherzustellen.

Das Landeshaus Westfalen-Lippe entstand 1898–1901 im Stil der Neorenaissance. Es diente zunächst als Verwaltungsgebäude des Westfälischen Provinzialverbandes, dem Vorgänger des heutigen Landschaftsverbandes. Nach dem Zweiten Weltkrieg lagen sowohl das Gebäude als auch die Selbstverwaltung in Trümmern. Doch statt eines Abbruchs entschied man sich für die Instandsetzung – als Zeichen für den «Fortbestand der kommunalen Selbstverwaltung in Westfalen». 1950 begann der Wiederaufbau nach Plänen von Werner March, dem Architekten des Berliner Olympiastadions. Die erhaltenen Gebäudeteile wurden in einen Neubau integriert und so moderne Elemente mit traditioneller Architektur verbunden. Die Fenster zum Wiederaufbau des Landeshauses fertigte damals die englische Firma Crittall. Es handelte sich um Stahlfenster, die im Erdgeschoss in Sandsteingewände eingebaut waren und in den darüber liegenden Etagen in aussen sichtbare Rahmen aus profiliertem Stahlblech. Die Blendrahmen der Stahlfenster montierte man an die Fenstergewände aus Stahlblech. Die zweiflügeligen Fenster waren Drehflügel, bestehend aus einer Zweischeibenverglasung in einem Rahmen, der zu Reinigungszwecken geöffnet werden konnte. Anfang der 1980er-Jahre wurden diese Fenster durch Isolierglasfenster in wuchtigen Aluminiumrahmen ersetzt. Diese Lösung stellte aber – insbesondere seit der Einstufung als Baudenkmal – eine unbefriedigende Situation dar.

Erst recht da das LWL Landeshaus auch das Amt für Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen beherbergt. Beim kürzlich erfolgten Fensteraustausch ging es also nicht nur um eine energetische Sanierung, sondern auch darum, am eigenen Gebäude exemplarisch aufzuzeigen, welche technischen Möglichkeiten bei der Rekonstruktion historischer Fenster heutzutage zur Verfügung stehen. Bei der Bestandsaufnahme durch das Architekturbüro Mensen + Zora, Münster, erwiesen sich die immer noch vorhandenen Blendrahmen als problematisch. «Wir hatten die Hoffnung, dass man die Blendrahmen entfernen könnte, um ein neues Fenster direkt an die alten
Blechgewände anzuschliessen,» erläutert Bernhard Mensen. Doch diese Hoffnung erwies sich als trügerisch: Der versuchsweise Ausbau eines Fensters zeigte, dass Blendrahmen und Blechgewände als eine Einheit montiert und mit Betonmörtel vergossen waren – der Ausbau hätte einen enormen Aufwand bedeutet und ausserdem das Mauerwerk destabilisieren können. Nach diesem Einblick in die bauliche Konstruktion begann die Suche nach geeigneten Profilen und konstruktiven Details, die dem Bestand angepasst werden konnten. Dabei stiessen die Architekten auf das Stahlprofilsystem Janisol Arte 2.0. «Das Profil entspricht allen zeitgemässen Anforderungen an Schall- und Wärmeschutz und ist trotzdem nur wenige Millimeter breiter als die ungedämmten Originale aus den 1950er-Jahren», beschreibt Mensen das Stahlprofilsystem. Es wurde ein Musterfenster gefertigt, das Architekten, Bauherren und Denkmalpflege gleichermassen überzeugte, da es dem ursprünglichen Fenster nahezu 1:1 entspricht. So konnte die originale Fenstereinteilung ohne den Einbau eines Kämpfers beibehalten werden, selbst bei den 255 Zentimeter hohen Elementen mit zwei 65 Zentimeter breiten Flügeln.

Die übergrossen Elemente wurden im Schüco Technology Center, einem akkreditierten Prüfinstitut, gemäss DIN EN 14351-1 auf Luft-, Wasser- und Winddichtigkeit geprüft. Auch die Besonderheit der alten Fenster, ein in den Drehflügel integrierter Kippflügel im obersten Segment, konnte mit Janisol Arte 2.0 konstruktiv einwandfrei umgesetzt werden. Das «Fenster im Fenster» ist eine objektspezifische Sonderlösung, wie sie derart filigran nur mit Stahlprofilen möglich ist. Allerdings wurde der Lüftungsflügel in Abstimmung mit der Denkmalpflege in das untere Segment verlegt, um ihn besser handhaben zu können. Nach dem Ersetzen aller 500 Fenster des LWL Landeshauses hat die Denkmalbehörde ein mustergültiges Vorzeigeobjekt im eigenen Haus: Die originalgetreue Rekonstruktion der historischen Befensterung mit dem Stahlprofilsystem Janisol Arte 2.0 belegt anschaulich, dass die Ansprüche der Denkmalpflege und heutige Ansprüche an Wärme- und Schallschutz kein Widerspruch sein müssen.

Die drei Fenstertüren im Besprechungsraum der Fraktionen (Europazimmer) wurden nach dem Vorbild der originalen Befensterung aus den 1950er-Jahren mit dem Stahlprofilsystem Janisol Arte 2.0 rekonstruiert.

255
Zentimeter hohe Elemente

65
Zentimeter breite Flügel

Fenster im Fenster LWL Münster
Bautafel
BAuherr
Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), Münster
Architekten
Mensen + Zora Architekten Partnerschaft mbB, Münster
Fensterbau
Metallgestaltung Stratmann GmbH, Essen
Stahlprofilsystem
Sandsteingewaende Jansen
Bildquellen: Stephan Falk, Berlin

Während die Fenster des EG in Sandsteingewänden sitzen, wurden die Blendrahmen der oberen Fenster seinserzeit in Fenstergewände aus Stahlblech montiert.