Baukulturbericht 2019

Bestand hat Zukunft

„Erbe – Bestand – Zukunft“ lautet der Titel des Baukulturberichts 2018/19 der Bundesstiftung Baukultur. Er unterstreicht, wie bedeutend bestandsorientiertes Planen und Bauen für unsere Lebensräume, unsere Identität und unsere Kultur sind. Doch wie kann ein nachhaltiger Umbau unserer Städte zugunsten von mehr Lebensqualität gelingen?
Bestand hat Zukunft
Rund 90 Prozent der Stadt der Zukunft existieren bereits heute: Rund zwei Drittel der Investitionen im Baubereich fliessen in den Bestand, mit steigender Tendenz. Der Baukulturbericht 2018/19 sieht daher auch den Umgang mit dem gebauten Bestand und Erbe als Ausgangspunkt einer „integrierten, sozial verträglichen, gestalterisch wertvollen und ökologisch nachhaltigen Stadtentwicklung“.

Eine ganzheitliche Entwicklung unserer Lebensräume und unserer Gesellschaft könne nur aus dem Bestand heraus erfolgen, erklärt Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur. Denn Bestand präge Heimat, helfe neuen Flächenverbrauch zu verhindern und schone die Ressourcen. „Wir haben uns einen umfassenden Vorrat an Gebäuden und Infrastrukturen zugelegt. Wir leben, was das betrifft, auf grossem Fuss und müssen mit dem Bestand im eigenen Interesse verantwortlich umgehen“, so Nagel.

Neben Studienergebnissen zu Materialeinsatz, Bauen im Bestand und Denkmalpflege enthält der Bericht Ergebnisse einer IHK-Befragung zur Entwicklung von Handels- und Gewerbeimmobilien sowie Resultate aus Kommunal- und Bevölkerungsumfragen. Darin fragte die Stiftung unter anderem Meinungen zum Wiederaufbau historischer Gebäude oder zur Nachnutzung von Kirchen ab. Ausserdem liefert der Bericht Beispiele gelungener Umbaukultur aus ganz Deutschland sowie neun praktische Handlungsempfehlungen an Politik und Planer.

Der Baukulturbericht 2018/19 ist der dritte Bericht zur Lage der Baukultur in Deutschland unter Federführung der Bundesstiftung. Er entstand in einem vielschichtigen Arbeitsprozess unter Mitwirkung von Experten sowie dem Deutschen Institut für Urbanistik (Difu). Beraten wurde die Stiftung von ihrem Beirat, einem interdisziplinären Begleitkreis sowie Vertretern aus Verbänden. Die öffentliche Diskussion fand bundesweit in sechs Baukulturwerkstätten statt.

Der Baukulturbericht 2018/19 steht in thematischem Bezug zu seinen Vorgängern „Gebaute Lebensräume der Zukunft: Fokus Stadt“ (2014/15) und „Stadt und Land“ (2016/17), die sich mit den baukulturellen Herausforderungen für die boomenden Städte sowie spezifischen Anforderungen ländlicher Räume befassen
Bestand hat Zukunft
Bildquellen: Bundesstiftung Baukultur; Infografik; Erfurth Kluger, Berlin

Die Kernbotschaften des Baukulturberichts

Gemischte Quartiere weiterbauen

Baukulturelle Leitbilder schaffen!
Die gebaute Umwelt hält bei zukunftsweisenden Transformationen einen wichtigen Schlüssel für Charakter und Identität bereit. Baukulturelle Leitbilder wirken sich positiv auf die Weiterentwicklung von Städten, Orten und Landschaften aus. Sie sichern den Erhalt regionaler Vielfalt, örtlicher Wiedererkennbarkeit und gemeinschaftlicher Werte.

Öffentliche Räume für Menschen gestalten!
Ob in dichten Städten oder als Dorftreffpunkt: öffentliche Grün- und Freiflächen schaffen einen Mehrwert für alle Bürger. Mit Teilhabe, Engagement und guter Gestaltung können bei vergleichsweise geringem Aufwand städtische Brach- und Freiflächen aktiviert werden, was sich positiv auf die Lebensqualität auswirkt.

Mobilität als Chance für Umbaukultur nutzen!
Im Um- und Ausbau von Verkehrsinfrastrukturen liegen grosse Potenziale für gestalterische und strukturelle Verbesserungen. Im Zeitalter einer globalen und mobilen Gesellschaft übernehmen Transiträume verstärkt die Rolle als örtliche Visitenkarte mit identitätsstiftender Wirkung.

Umbaukultur etablieren

Bestand halten und weiterentwickeln!
Auf-, An- oder Umbauten können zeitgemässe Lösungen für Bestandsgebäude darstellen. Diese Massnahmen leisten einen Beitrag zur ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit. Dabei muss der Fortbestand identitätsstiftender regionaler Elemente sichergestellt werden.

Historischen Kontext als Ausgangslage für Neubau stärken!
Baukultur zeigt sich anhand historischer Schichten, deren Besonderheiten das Wesen eines Ortes ausmachen. Neue bauliche Strukturen werten Orte auf – vorausgesetzt, die Vorhaben beziehen sich auf lokale Qualitäten und entwickeln diese weiter.
Materielle und immaterielle Werte sichern!
Nur durch eine gezielte Vermittlung können baukulturelle Werte erkannt und gehalten werden. Der Gesellschaft kommt dabei die Rolle des Verwalters des materiellen und immateriellen Erbes für die nächste Generation zu. Diese Verantwortung ist als gemeinschaftliche Aufgabe von Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Bürgerschaft wahrzunehmen.

Erfolgreiche Prozesse gestalten

Verantwortungsvolle Boden- und Liegenschaftspolitik etablieren!
Grund und Boden ist ein nicht vermehrbares Gut von ausserordentlicher gesellschaftlicher und politischer Bedeutung. Kommunaler Grund- und Bodenbesitz bildet daher die Basis stadtplanerischer Entwicklungen für das Gemeinwohl.

Gemeinsam baukulturelle Werte sichern!
Für die Weiterentwicklung der gebauten Umwelt bedarf es Allianzen auf allen Ebenen und aller Fachrichtungen. Die besten Lösungen für komplexe Fragestellungen und Prozesse entstehen im Zusammenwirken unterschiedlicher Erfahrungen und Betrachtungsweisen.

Gestaltungsinstrumente verankern!
Föderale Strukturen und ein heterogener Gebäudebestand machen einen funktionierenden Massnahmenkatalog zur Umbaukultur notwendig. Dieser ist auf allen Ebenen zu identifizieren und wirksam einzusetzen.

Weitere Informationen sowie den kompletten Baukulturbericht 2018/19 erhalten Sie unter: