Fenster in die Vergangenheit

Archäologisches Nationalmuseum Tarragona, ES

Brandschutz und Klimatisierung standen im Pflichtenheft der Architekten; doch eine kontrollierte Lüftungsanlage setzt dicht schließende Fenster und Verglasungen voraus. Für die Erneuerung der verwitterten Stahlfenster wählten die Architekten das feingliedrige Sprossensystem Janisol Arte 2.0 

Die katalanische Hafenstadt Tarragona verfügt über ein reiches kulturelles Erbe. Tarraco, wie die Stadt zu Zeiten des römischen Kaiserreiches hieß, war die älteste römische Siedlung auf der iberischen Halbinsel und spätere Hauptstadt der Provinz Hispanien. Archäologische Untersuchungen belegen, dass Tarraco alles hatte, was eine römische Provinzhauptstadt ausmachte: Stadtmauern, Amphitheater, Zirkus und ein Forum. Die baulichen Überreste von insgesamt 14 Monumenten der Römerzeit wurden im Jahr 2000 als «Archäologisches Ensemble von Tarraco» zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Vor diesem Hintergrund kommt dem Archäologischen Nationalmuseum von Tarragona eine ganz besondere Bedeutung zu. Das im 19. Jahrhundert gegründete Museum ist das älteste seiner Art in Katalonien; es entstand durch die Zusammenlegung zweier Sammlungen aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert.

Der größte Teil der Exponate jedoch wurde in den vergangenen 150 Jahren bei Ausgrabungen gefunden. Die zahlreichen Skulpturenreste, Mosaiken, Architekturfragmente, Keramiken sowie zigtausend Objekte der antiken Klein- und Gebrauchskunst belegen die historische Bedeutung der Römerstadt Tarraco. Im Untergeschoss des Museumsgebäudes zwischen der Plaza del Rey und dem Paseo de Sant Antonio sind zudem Überreste der römischen Stadtmauer zu sehen. Seit 1960 hat das Museum hier seinen Sitz, und seither war es ohne nennenswerte Unterbrechung in Betrieb. Doch schon seit längerem wies das bereits 1942 errichtete Bauwerk erhebliche Mängel hinsichtlich des baulichen Brandschutzes, der stabilen Klimatisierung und nicht zuletzt des barrierefreien Zugangs auf.  

Brandschutz und Klimatisierung für ein Museumsgebäude

Für die Architekten bestand die Herausforderung darin, heutige Anforderungen an Brandschutz und Klimatisierung in ein 70 Jahre altes Bauwerk zu implementieren, ohne dessen äußeres Erscheinungsbild zu beeinträchtigen. Seinerzeit war das Gebäude als reines Museum errichtet worden; 90 % der Nutzfläche sind für Ausstellungen konzipiert, es gibt weder Archiv- noch Büroräume. Die vertikale Erschließung erfolgt über einen im Grundriss rechteckigen Treppenlauf um ein längliches, durch eine Dachverglasung belichtetes Treppenauge herum, sodass die Sichtbeziehung auf die insgesamt vier Ausstellungsebenen stets gegeben ist. Nun galt es, Flucht- und Rettungswege neu zu ordnen und zu sichern sowie eine Klimaanlage zu installieren, deren Zentrale auf dem Dach untergebracht werden sollte.  

Erneuerung der Dachverglasung

Die Klimatisierung wiederum bedingte die Erneuerung der bauzeitlichen Stahlfenster aus T-Profilen und Einfachglas. Die verwitterten und schlecht schließenden Konstruktionen konnten mit dem Sprossensystem Janisol Arte 2.0 originalgetreu rekonstruiert werden, denn das thermisch getrennte Stahlsystem gewährleistete die Beibehaltung der wesentlichen Parameter wie Profilgeometrie, Proportion und Farbigkeit. Gefertigt wurden etwa 100 Fenster und Festverglasungen in den Formaten 1,90 x 1,10 Meter; 2,20 x 2,10 Meter und 2,15 x 5,00 Meter; teils mit öffenbaren Lüftungsflügeln und teils mit verdeckt liegenden Beschlägen. Sämtliche neuen Fenster erhielten eine Zweifach-Isolierverglasung mit Wärme- und Sonnenschutzfunktion, um den sommerlichen Wärmeeintrag über die riesigen Fensterflächen zu minimieren.  
70
Jahre altes Bauwerk
100
Fenster und Festverglasungen

Erneuerung der Dachverglasung

Die für die Klimatisierung erforderliche Gerätetechnik wurde so auf dem Dach installiert, dass sie von der Straße aus kaum wahrnehmbar ist. Allerdings musste auch hier zuvor die Dachkonstruktion statisch ertüchtigt und teils erneuert werden, um die zusätzliche Last aufzunehmen. Bei dieser Gelegenheit wurde das einfach verglaste Oberlicht über dem Treppenhaus durch eine wärmegedämmte Konstruktion aus dem thermisch getrennten Stahlsystem VISS Dach ersetzt. Die Öffnung über 3,00 x 5,00 Meter gliederten die Architekten in zehn Felder von 1,50 x 1,00 Metern. Die geprüfte Systemlösung garantiert langlebige, wartungsarme Glasdachkonstruktionen mit hervorragenden Leistungswerten in punkto Luftdurchlässigkeit, Schlagregendichtheit und Widerstandsfähigkeit gegen Windlast.
Während der Bauarbeiten war das Museum für mehrere Jahre geschlossen. Einige Exponate waren anderweitig ausgestellt, etliche wurden restauriert und die gesamte Dauerausstellung nach jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnissen neu konzipiert. Seit dem Sommer 2021 ist das Archäologische Nationalmuseum von Tarragona der Öffentlichkeit wieder zugänglich. Es zeigt seine wertvollen Bestände mit einer modernen und erlebnisorientierten Museographie, die große und kleine Besucher gleichermaßen anspricht – und die Großen allenfalls dann noch ins Schwitzen bringt, wenn sie die Fragen der Kleinen nicht beantworten können. 
Bautafel
BAuherr
Ministerium für Kultur und Sport der Regierung von Spanien
Architekten
Rubén Heras Tuset und Miquel Orellana Gavaldà, Tarragona
Metallbau
generalunternehmen
Edhinor, Madrid
Stahlprofilsysteme
FOTOGRAFIE
© Juan Segovia